Wenn Geschichten Schule machen
Sprachförderung mit Fantasie – ein besonderes Projekt an der Hauptschule Eichendorffstraße
Was geschieht, wenn eine Erzählerin regelmäßig den Unterricht übernimmt? Dann wird das Klassenzimmer zum Theaterraum und Kinder finden ihre eigene Stimme. So geschehen an der Hauptschule Eichendorffstraße in Schöningen, wo die Erzählkünstlerin Dorothea Nennewitz über ein ganzes Schulhalbjahr hinweg alle zwei Wochen mit drei fünften Klassen arbeitete. Jeweils zwei Schulstunden lang ließ sie Geschichten lebendig werden – erzählt frei, mit Händen, Herz und Stimme. Und immer lud sie die Kinder ein, selbst aktiv zu werden.
Ermöglicht wurde das Projekt durch die Diakonie im Braunschweiger Land gGmbH, Kreisstelle Helmstedt.
„Der Standort Schöningen ist uns wichtig. Hier sind wir mit Sozial- und Migrationsberatung präsent, und mit dem Projekt „Erzählzeit: Sprachförderung mit Geschichten“ leisten wir nun auch einen Beitrag zur Förderung der Kinder vor Ort“, erklärt Helge Böttcher, der Beauftragte für Diakonie in Helmstedt.
Dorothea Nennewitz, seit 2011 als freiberufliche Erzählkünstlerin und Naturpädagogin aktiv, bringt in ihrer Arbeit einen großen Erfahrungsschatz und viel Feingefühl mit. Ihre Märchen und Geschichten sind sorgsam ausgewählt, modernisiert und immer mehr als nur unterhaltsam: Sie greifen Themen auf, die viele Kinder bewegen – etwa Geschwisterstreit, Mobbing, Selbstbehauptung oder Schönheitsideale. Mit Methoden aus Theater- und Erzählpädagogik schafft sie eine Atmosphäre, in der Kinder sich trauen, frei zu sprechen, kreativ zu gestalten und sich gegenseitig zuzuhören.
Besonders beliebt: das Tischtheater. „Es ist faszinierend, wie die Kinder mit einfachen Materialien wie Korken, Steinen und Tüchern kleine Bühnen bauen und dann die Geschichte, die sie gerade gehört haben, in ihrer eigenen Sprache nacherzählen“, sagt Klassenlehrerin Lea Afflerbach.
Neben Sprachförderung standen auch Teamarbeit, Konzentration, kulturelle Teilhabe und Selbstwirksamkeit im Mittelpunkt. Und am Ende zeigte sich: Geschichten können mehr als unterhalten – sie können Türen öffnen. Für Worte, für Fantasie, für ein gutes Miteinander.


Beim Tischtheater bereitet die Vorstellungskraft der Kinder immer wieder große Freude: ein Haus, ein Baum, ein See, Menschen: alles wird nachgestaltet mit dem, was zur Verfügung steht.
Bild und Text: Dorothea Nennewitz